Heino Falcke: "Das erste Bild eines Schwarzen Lochs"
Eine der bizarrsten, aber vielleicht auch grundlegendsten Vorhersagen Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie sind Schwarze Löcher. Dies sind extreme Massenkonzentrationen mit einer so starken Anziehungskraft, dass nicht einmal Licht entweichen kann. Schwarze Löchern werden durch einen Ereignishorizont, einer Art virtuellen Einwegmembran, umgeben. Durch diese ultimative Grenze können Materie, Licht und Informationen hinein, aber nie wieder hinauskommen. Dieser Informationsverlust ist Teil der Relativitätstheorie, steht aber im großen Widerspruch zu grundlegenden Prinzipien der Quantenphysik. Gibt es einen solchen Ereignishorizont wirklich? Wie wirkt er sich auf das Umgebungslicht und die ihn umkreisende Materie aus? Kann man ein schwarzes Loch sehen und wie sieht es wirklich aus? Diese Fragen lassen sich nun teilwiese beantworten. Kürzlich gelang es uns mit dem weltumspannenden Event-Horizon-Telescope-Experiment das erste Bild eines Schwarzen Lochs aufzunehmen. Das Bild aus dem Zentralgebiet der Radiogalaxie M87 zeigt einen hellen Ring, der einen dunklen Schatten umgibt. Detaillierte Supercomputersimulationen reproduzieren diese Beobachtungen originalgetreu. Simulationen und Beobachtungen zusammen unterstützen die Auffassung, dass wir buchstäblich in den Abgrund des Ereignishorizonts eines supermassiven Schwarzen Lochs blicken. Der Vortrag wird die neuesten Resultate des Event-Horizon-Telescopes, deren wissenschaftlichen Implikationen und zukünftige Erweiterungen des Arrays vorstellen.
Heino Falcke (externer Link) ist Professor für Radioastronomie an der Radboud Universität in Nimwegen, Niederlande. Er ist Vorsitzender des Wissenschaftsrates des Event-Horizon-Telescopes, Mitglied der königlich-niederländischen Akademie für Kunst und Wissenschaft (KNAW), Träger der königlichen Auszeichnung Ritter im Orden des niederländischen Löwen und Träger des Spinoza-Preises, dem höchstdotierten Wissenschaftspreis der Niederlande.
Die Akademievorlesung 2019 wurde von der Schmeil-Stiftung und dem Förderverein finanziert.